Im Jahr 1960 wurde die Produktionsgemeinschaft im Mecklenburg-Vorpommerischen Ludwigslust gegründet. Weil sich auf dem Gelände ein Storchennest befand, war auch der Name schnell gefunden: „Produktionsgemeinschaft Storchennest“. Im Jahr 1980 begann man damit, Sanddorn anzupflanzen. Drei Jahre später konnte dann das erste mal geerntet werden, zwei Tonnen kamen damals zusammen.
Doch was ist Sanddorn eigentlich? „Sanddorn ist eigentlich eine Wildfrucht und im Kulturanbau eine Rarität in Deutschland.“, erklärt Ilona Schreiber, die heute die Plantage betreibt. Früher war sie Geschäftsführerin eines Unternehmerverbandes mit 500 Mitarbeitern, heute ist sie Chefin von 7 Festangestellten und 30 Erntehelfern. Im Jahr 2012 umfasst die Plantage 110 Hektar, die Ernte ist dabei auf 100 Tonnen angewachsen. Nach 30 Jahren müssen die Büsche mit den spitzen Dornen gerodet werden. Bis zu 18 Meter breit werden sie, die Wurzeln graben sich bis zu 5 Meter in den Boden.
Eine gute Ernte
In diesem Jahr ist Schreiber mit der Ernte zufrieden. „Die Feuchte tat dem Sanddorn gut.“ Mecklenburg-Vorpommern ist Deutschlands größtes Anbaugebiet für Sanddorn. „Wir verkaufen bis nach Japan“, so die Geschäftsführerin. Auf insgesamt 500 Hektar wird Sanddorn in Deutschland angebaut, neben Mecklenburg-Vorpommern auch noch in Brandenburg.
Geerntet wird der Sanddorn im September. Eine piksige Angelegenheit für die rund 30 Erntehelfer. Mit einer Schere werden die Äste mit den Früchten abgeschnitten. Anschließend werden sie in Kisten verladen zu einer Maschine gebracht, dort werden die Äste im Gefrierkanal schockgefroren. Dann werden die Äste so stark geschüttelt, dass die Beeren abfallen.
10 Rumänen sind auf der Plantage am ernten, aber auch Deutsche Erntehelfer, wie die Vorarbeiterin Beatrice Francke. Sie hat 1985 den beruf Gärtnerin mit Spezialisierung Obstbau erlernt. Jetzt schneidet sie hier die Äste für 5,11 Euro Stundenlohn ab – ein zerstochener Arm gehört auch dazu.
Zu DDR-Zeiten war Sanddorn Saft ungefähr so bliebt wie Lebertran. Doch mittlerweile gibt es nicht nur den Direktsaft, den man in Saft, Sekt oder Tee träufeln kann, sondern auch Kosmetik, Marmelade, Bonbons oder Sanddorn-Geist. 40 Prozent der Produkte werden bei „Sanddorn Storchennest“ direkt vertrieben, der Rest kommt in den Handel. Und weitere Produkte sind in der Entwicklung. So schwebt Ilona Schreiber eine Anti-Aging-Creme vor, die sie mit einer Kosmetikfirma entwickeln will. Überhaupt scheint Sanddorn ein Alleskönner zu sein. Säfte, Süßigkeiten, Kosmetika, Tee und Brotaufstrich gibt es bereits.