Der Flughafen von Marrakesch liegt nur 5 Kilometer von der Altstadt entfernt. Und doch ist es eine andere Welt, von der modernen Glashalle des Flughafens rein in die Gassen der Altstadt, wo unser Urlaub in Marokko beginnt.
Wer das Riyad el Cadi in Marrakesch als Unterkunft gebucht hat, hat einen tollen Ausgangspunkt, um die Stadt zu Fuß zu entdecken. Aber auch die Herausforderung, beim ersten Mal den Weg durch die engen Straßen und Gassen zu finden. Und da das Taxi nicht vor die Tür fahren kann, empfiehlt es sich, sich nicht nur das Gepäck mit einem Wagen ziehen, sondern auch den Weg zeigen zu lassen. Bis dann der Führer dann, für den Besucher überraschend, vor einer unscheinbaren Tür stehen bleibt.
Durchschreitet man diese Pforte, bleibt der Trubel hinter einem, und Ruhe umgibt einen. Hier drinnen ist es kühl, die Räume sind geschmackvoll eingerichtet. Es gibt 17 Suiten und Zimmer, eine Bibliothek, einen Pool und Palmen im Innenhof, und dann steht man auf der Dachterrasse, mit Blick über die Dächer der Stadt und dem Hohen Atlas in der Ferne.
Das Riad wurde von Herwig Bartels, einem deutschen Diplomaten, der bis 1999 Botschafter in Marokko war, erwarben. Er verbrachte hier jedes Jahr einige Monate, die restliche Zeit wurde das Haus vermietet. Seit seinem Tod 2003 führt seine Tochter das Hotel weiter. So kommt dieser historische Ort einen besonderen Charme und macht es zu idealen Unterkunft, um in Marrakesch einzutauchen.
Nicht weit vom Riad ist der Hauptplatz Djemaa el Fna. Und der bietet schon alles, was man sich vom Klische-Orient erwartet. Eine wuselige Szenerie mit Marktständen, Schlangenbeschwörern, Henna-Malerinnen und Wasserträgern. In den Kaffees drumherum gibt es den frisch aufgebrühten Pfefferminztee, und viel zum Anschauen auf dem Platz. Wenn man in der Medina unterwegs ist, empfiehlt sich ein Besuch im “Museum Dar el Bacha”/ “Musée des Confluences”. In diesem Palast residierte der Pascha Thami El Glaoui, die prachtvolle Ausstattung kann man heute noch bewundern.
Und nach einem Tag in den Gassen und Läden der Altstadt freut man sich am Abend auf die Ruhe und das Menü im Riyad el Cadi.
Am nächsten Morgen beginnt der Tag mit dem Frühstück auf der Dachterrasse. Natürlich mit frisch gepresstem Orangensaft, Tee und Joghurt.
Von Marrakesch Richtung Süden
Von Marrakesch fahren wir Richtung Süden ins mächtige Atlas-Gebirge. Die roten Bergzüge konnte man bereits von einer der vielen Dachterrassen in der Stadt ausmachen und je nach Jahreszeit ziert die Gipfel eine weiße Schneehaube. Wir kommen mit dem Wagen gut voran und man sieht deutlich, dass in den letzten Jahren einiges in die großen Straßen investiert wurde.
Wir nehmen einen Abzweig und folgen einer kleineren Straße, hinauf und hinab auf Serpentinen und werden immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Mal fühlt man sich vor lauter roter Geröll-, Stein- und Sandmassen wie auf dem Mars, dann erkennt man wieder volles Grün, wenn sich Palmen und Gräser wie in einer Oase um ein kleines Rinnsal im Tal scheren.
Wir machen Halt in Telouet. Einem einstigen Herrscherpalast. Einst die größte Kasbah des Landes, im typischen Sand-Lehm-Baustil. Innen überrascht die Ruine mit opulent von Mosaiken verzierten gekachelten Wänden und Decken. Außerdem bietet die ehemalige Burg des berühmt-berüchtigten Berberfürsten Glawi schöne Ausblicke hinab und in die Ferne.
Noch eindrücklicher ist die Altstadt von Ait Ben Haddou, deren Anblick man aus verschiedenen Filmen kennen kann. Auch hier lohnt ein Spaziergang durch die Gassen und hinauf auf den Hügel, wo einst ein Kornspeicher stand. Allerdings empfiehlt es sich, die Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, in den Morgen- oder Abendstunden zu erkunden und nicht in der Mittagshitze! Die Weiterfahrt führt nach Ouarzazate – das marokkanische Filmzentrum. In den hiesigen großen Studios wurden zahlreiche Blockbuster verwirklicht. Die Atlasstudios bieten geführte Rundgänge, zudem gibt es ein kleines Filmmuseum im Zentrum der Stadt, gegenüber der Kasbah. Auch diese lohnt einen Besuch und fasziniert durch viele kleine Zimmer, die über verwinkelte Treppenhäuser erreicht werden.
Etwas weiter erreichen wir das bekannte Draa-Tal. In dem weiten Tal reihen sich unzählige Dattelpalmen aneinander und eine Kostprobe der verschiedenen Sorten bietet sich an. Außerdem sollte man unbedingt Tamnougalte besuchen. Das Dorf ist – grob gesagt – eine weitläufige Kasbah und diente ebenfalls häufig als Filmkulisse (bekannt vor allem durch Bernardo Bertoluccis Film “Der Himmel über der Wüste”). Beim Gang durch die Pfade zwischen den hohen Mauern bekommt man eine Ahnung davon, wie hier Menschen bis vor wenigen Generationen gelebt haben.
Unsere Reise geht weiter. Zum Abschluss fahren wir Richtung Osten, es wartet noch das Meer: So erreichen wir Essaouira, unsere letzte Station.
Ans Meer
Das frühere Mogador liegt mit seinem idyllischen Fischerhafen an der Atlantikküste. Die angrenzende Medina wurde 2001 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Ganz Marokko untypisch hat die Medina einen symmetrischen Grundriss, auch hier lohnt ein Bummel durch die schmucke Altstadt mit ihren vielen lauschigen Plätzchen und Cafés. Das geschäftige Treiben muss man erleben und sicher findet sich das ein oder andere Reiseandenken. Die Stadt hat eine lange Handelstradition und bis heute werden allerlei Waren in den belebten Geschäftsvierteln feilgeboten. Viele Künstler haben sich hier niedergelassen. Darum finden sich immer wieder kleine Galerien, die Werke marokkanischer Künstler ausstellen. Verlässt man die Altstadt Richtung Süden, kann man am Sandstrand entlang schlendern und zahlreiche Kite-Surfer in Aktion beobachten oder gleich selbst einen Ritt auf dem Surfbrett wagen. Seit der dritten Staffel ist Essaouira auch einer der Drehorte für „Game of Thrones“.
Es ist spannend, wie anders die Stadt im Vergleich zu den anderen Städten ist, die wir besucht haben. Möwen drehen hier ihre Kreise, es riecht nach Meer. Während in Marrakesch der rote Staub in der Luft lag, ist es hier eine frische Brise. Überhaupt ist der September, in dem wir in Marokko unterwegs waren, eine gute Reisezeit für das Land. Temperaturen zwischen 20 und 25 °C, viel Sonne und ein laues Lüftchen hier an der Küste, aber auch angenehme Temperaturen im Inland.
Unsere Unterkunft liegt dieses Mal nicht im Zentrum, sondern am Rand in der Nähe der Stadtmauer der „weißen Stadt am Meer“. Direkt am Eingang zur Medina, in einem geschichtsträchtigen Stadtpalais, liegt das zur Hotelvereinigung Relais & Châteaux gehörende Heure Bleue Palais.
Gleich, wenn man das Palais betritt, sieht man das große Atrium. Palmen wachsen hier in den Himmel, und von den umliegenden Fluren gehen die 33 Zimmer ab.
“Arabische Opulenz und marokkanische Wohnkultur treffen auf britischen Kolonialstil und modernsten Komfort”, so lässt sich der Stil des Fünf-Sterne-Hotels wohl am besten beschreiben.
Ein weiterer Höhepunkt des 5-Sterne-Hauses liegt auf dem Dach. Hier kann man, mit Blick über die Altstadt, am Dachpool Bahnen ziehen oder entspannen. Und wer lieber ans Meer möchte, der Strand ist nur zehn Minuten vom Hotel entfernt.
Das beste aber kommt am Abend, wenn die Kemia serviert werden. Das sind orientalischen Tapas, die so vielfältig und köstlich sind, dass man sich wünscht sich, der Abend würde nicht enden. Immer neue Gerichte, wie ein Thunfisch Carpaccio mit Vanille-Kaffee-Marinade, werden an den Tisch gebracht. Ein wahrhaft orientalischer Traum, der unseren letzten Abend beschließt.
Marrakesch mit dem internationalen Flughafen liegt nur 2,5 Autostunden von Essaouira und dem Heure Bleue Palais entfernt. Perfekt, um die beiden Städte miteinander zu verbinden. Von hier fliegen wir dann wieder zurück nach Deutschland und es enden wunderbar abwechslungsreiche Tage in Marokko.